Die Gesellschaft für Medienpädagogik und Kommunikationskultur (GMK) hat ein Positionspapier veröffentlich. Darin fordert sie u. a. eine grundständige medienpädagogische Qualifizierung für alle pädagogischen Fachkräfte.

Die aktuellen Entwicklungen, die nicht selten mit „Digitalisierung“ überschrieben werden, tragen dazu bei, dass die Förderung von Medienkompetenz und medienpädagogischer Kompetenz – und damit die Medienpädagogik insgesamt – stark nachgefragt ist. Die Gesellschaft für Medienpädagogik und Kommunikationskultur (GMK) stellte deshalb auf ihrem 34. Forum Kommunikationskultur im November 2017 Fragen der Qualitätsentwicklung medienpädagogischen Handelns in Wissenschaft und Praxis ins Zentrum. Anhand von im Vorfeld der Tagung veröffentlichten und begründeten Thesen wurden in Frankfurt am Main innerhalb der Fachgruppen und im Rahmen von zwölf Workshops relevante Aspekte zur Medienkompetenzförderung, zur Professionalisierung und zur Entwicklung von (Qualitäts-) Standards medienpädagogischer Arbeit diskutiert.

Die Expert*innen aus Forschung, Lehre, Administration, aus (inter-) kultureller, beruflicher, allgemeinbildender und außerschulischer sowie schulischer medienpädagogischer Praxis sehen Handlungsbedarf in folgenden Bereichen:

  1. Medienkompetenzbegriff interdisziplinär weiterentwickeln: Mit der quantitativen Zunahme digitaler Medien in unserer Gesellschaft und der neuen sozialen Bedeutung von Technik geht auch ein neues Verständnis von Mensch-Maschine-Interaktion einher. Hiermit verstärkt sich die Relevanz der Medienkompetenzförderung und zur inhaltlichen Erweiterung wird eine umfassendere, disziplinübergreifende und interdisziplinäre Zusammenarbeit erforderlich. Aufgrund der (digital-) technischen und gesellschaftlichen Entwicklungen sind in Zukunft die interdisziplinären Kooperationen und Verständigungen zu stärken, um alle relevanten Aspekte mit erfassen zu können. Es braucht insofern einen kontinuierlichen Diskurs der beteiligten Disziplinen und Akteure.
  2. Grundständige medienpädagogische Qualifizierung für alle pädagogischen Fachkräfte etablieren: In allen pädagogischen Ausbildungsberufen und Studiengängen sollten medienpädagogische Inhalte im Sinne einer medienpädagogischen Grundbildung als verbindliche und prüfungsrelevante Bestandteile verankert werden. So sollten auch alle Lehrenden im Rahmen ihrer universitären Ausbildung die Möglichkeit zum Erwerb medienpädagogischer Kompetenz erhalten – dabei handelt es sich um die Kompetenz, die zur Förderung von Medienkompetenz der Schüler*innen erforderlich ist.
  3. Bestehende Lücken im Ausbildungsangebot für medienpädagogischen Nachwuchs schließen: Im recht jungen Feld der Medienpädagogik existieren bisher nur wenige Studiengänge, in denen Medienpädagogik bzw. Medienbildung als Hauptfach studiert werden kann. Um jedoch dem wachsenden Fachkräftebedarf zu begegnen, sollten zusätzlich medienpädagogische Masterstudiengänge, Vertiefungs- und Schwerpunktfächer eingerichtet bzw. bestehende Angebote ausgebaut werden. Hierfür ist eine bundesweite Förderung von Lehrstühlen und Professuren mit medienpädagogischem Schwerpunkt erforderlich, um dem steigenden Bedarf medienpädagogischer Inhalte in der Ausbildung von Pädagog*innen und Lehrenden zu decken.
  4. Fortbildungsmöglichkeiten zur Weiterentwicklung der medienpädagogischen Expertise ausbauen: Für medienpädagogisch Tätige ist es zentral, die aktuellen und stetig neuen Themen und Innovationen in ihrem Handlungsfeld mitzuverfolgen. Es braucht deshalb unabhängige Informations- und Orientierungsmöglichkeiten, um zu erkunden, welche Fortbildungsangebote es gibt, welche Themen gerade aktuell sind, wie die Fortbildungsangebote aufgebaut sind und methodisch umgesetzt werden. Gerade für Personen mit Vorkenntnissen ist es wichtig, Angebote zu erhalten, die modular aufgebaut sind und Einstiegsmöglichkeiten auf unterschiedlichen Niveaus gewähren. Auch Möglichkeiten für ein Aufbaustudium, um die eigene Expertise weiterzuentwickeln, sind vermehrt zu schaffen.
  5. Professionalisierungsmöglichkeiten für Fachfremde ausbauen: In medienpädagogischen Handlungsfeldern arbeiten mitunter Personen, die über keine medienpädagogisch einschlägige Ausbildung verfügen. Insofern müssen systematisch Angebote geschaffen werden, die medienpädagogische Professionalisierung für Quereinsteiger*innen ermöglichen. Hier sind verstärkt modulare Weiterbildungsangebote gefragt, die auf die unterschiedlichen Vorkenntnisse Rücksicht nehmen und passgenaue Angebote mit sich ergänzenden Grundlagen- und Vertiefungskursen bieten und die zu zertifizierten Abschlüssen führen.
  6. Überblicks- und Orientierungswissen zu medienpädagogischen Aus-, Fort- und Weiterbildungsmöglichkeiten bereitstellen: Bislang gibt es keine Übersicht, in welchen Pädagogik-nahen Ausbildungsgängen medienpädagogische Inhalte curricular verankert sind und wie die Ausbildung des Nachwuchses erfolgt. Eine Zusammenstellung von Studiengängen, Vertiefungs- und Qualifizierungsmöglichkeiten sowie qualifizierten bzw. zertifizierten Angeboten der beruflichen Fort- und Weiterbildung sollte einen Überblick über die vielfältigen medienpädagogischen Felder sowie eine Orientierung geben, diese Möglichkeiten gezielt auszuwählen und nutzen zu können.
  7. Netzwerkarbeit der professionellen Akteur*innen stärken: Um die Weiterentwicklung der Expertise der medienpädagogischen Akteur*innen zu stärken, bedarf es Orte und Gelegenheiten, um sich auszutauschen und fachliche Themen, Probleme und Hintergründe der Arbeit zu erörtern. Hierzu sind mehr Formate der Begegnung erforderlich, die die ganze Spannbreite der virtuellen und persönlichen Kommunikation umfasst. Zunehmend sind dabei auch internationale Begegnungen mit zu berücksichtigen, um sich länderübergreifend zu verständigen und insbesondere im europäischen Raum initiativ zu werden.

Weitere Informationen

Positionspapier der GMK „Digitalisierung erfordert professionelle medienpädagogische Unterstützung“ (PDF)

Die Thesen zum GMK-Positionspapier finden sich unter: dx.doi.org/10.21240/mpaed/00/2017.10.24.X

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