Der jüngste Skandal um die App musical.ly hat es erneut gezeigt: Social-Media-Dienste bergen die Gefahr, dass Kinder und Jugendliche sexuell belästigt werden. Erwachsene bauen Vertrauen auf, um beispielweise an freizügige Fotos Heranwachsender zu gelangen. Dieses Risiko kann verringert werden, wenn Eltern mit ihrem Kind altersgerechte Online-Angebote auswählen, Sicherheitsregeln vereinbaren und sich dafür interessieren, mit wem ihr Kind Kontakt im Netz aufnimmt, empfiehlt die Initiative „SCHAU HIN! Was Dein Kind mit Medien macht.“. 

Cybergrooming (vom Englischen: anbahnen, vorbereiten) bezeichnet das gezielte Ansprechen Minderjähriger über das Internet mit dem Ziel, sexuelle Kontakte anzubahnen. Die Täter nutzen meist falsche Identitäten und überreden die Kinder zum Übersenden von Nacktaufnahmen oder sogar zu persönlichen Treffen. Zuletzt hat die App musical.ly Schlagzeilen gemacht, weil junge Nutzer hier unter Hashtags wie #bellydance vermeintlich aufreizende Fotos hochluden und offensichtlich ältere Nutzer sie daraufhin ansprachen.

Interesse an Hobbys vorgetäuscht oder Ruhm versprochen 

„Die Täter bauen zuerst Vertrauen auf, indem sie sich für die Hobbys der Opfer interessieren, entlocken ihnen dann häufig Geheimnisse, um sie dann damit zur Herausgabe zum Beispiel von Fotos zu zwingen“, erklärt SCHAU HIN!-Mediencoach Iren Schulz. Eine andere Vorgehensweise ist, sich als Modelagent oder Star auszugeben und Ruhm zu versprechen. Einige handeln mit dem Ziel, Treffen in der realen Welt zu vereinbaren.

Tipps für Eltern 

  • Kind begleiten: Gerade anfangs ist es sinnvoll, Apps wie musical.ly gemeinsam zu installieren und sich Web-Angebote genau anzuschauen. So wissen Eltern, was in den Angeboten geschieht und ab wie vielen Jahren sie überhaupt freigegeben sind – und können auch die Sicherheitseinstellungen übernehmen.
  • Regeln vereinbaren: Wichtig ist, dass Eltern mit ihren Kindern über Risiken sprechen und Grundsätze vereinbaren. Persönliche Daten sind unbedingt schützenswert und nicht  unbedacht herauszugeben. Auf Profilen in Sozialen Netzwerken können Informationen in der Regel nur für Freunde sichtbar geschaltet werden. Bei Kontaktaufnahmen von Fremden ist es ratsam, sich immer an die Eltern zu wenden – dies wird ohnehin besser vorsorglich in den Einstellungen unterbunden. Webcams sind besser ausgeschaltet. Grundsatz: Niemals freizügige Fotos posten, da immer die Gefahr besteht, dass diese Fotos missbraucht werden.
  • Aufmerksam bleiben: Wenn Kinder verstanden haben, dass es im Internet auch Menschen gibt, die keine guten Absichten haben, ist es für sie einfacher, aufmerksam und misstrauisch zu sein. Wer sehr viele Komplimente macht, nach Aufenthaltsorten fragt oder gar dazu rät, das Gespräch vor Freunden und Eltern geheim zu halten, ist verdächtig.

Vorfälle bei der Polizei anzeigen 

Erfahren Eltern von Belästigungen sollten sie mit ihrem Kind behutsam über den Hergang und die nächsten Schritte sprechen, Beweise sichern und Verstöße dem Betreiber melden sowie sich in schweren Fällen an Beratungsstellen wenden und die Polizei kontaktieren, um Anzeige zu erstatten.

Laut KIM-Studie 2016 erlebten drei Prozent der Sechs- bis 13-Jährigen problematische Kontaktversuche von Fremden, zwei Prozent mehrmals. Mädchen waren zu vier Prozent einmal und zu einem Prozent mehrmals betroffen. Jungen machten zu zwei Prozent einmal schlechte Erfahrungen und zu 3 Prozent mehrmals. Auf Nachfrage, wo unangenehme Konfrontationen passiert seien, nennen 38 Prozent Facebook, 30 das Chatten allgemein und elf WhatsApp.

Viele weitere Informationen zum Thema finden Sie auf https://www.schau-hin.info/informieren/extrathemen/cybergrooming.html. Die SCHAU HIN!-Meldung zu musical.ly finden Sie hier: https://www.schau-hin.info/news/artikel/musically-missbrauch-kritik-an-app.html 

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